Horst Bingel
Horst Bingel (* 6. Oktober 1933 in Korbach; † 14. April 2008 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Schriftsteller, Lyriker, Grafiker und Herausgeber.
Bingel verbrachte seine Kindheit in Thüringen und im Ruhrgebiet. 1947 zog er nach Hessen. Nach dem Besuch der Hohen Landesschule in Hanau und einer Buchhändlerlehre (1948) studierte er von 1954 bis 1956 Malerei und Bildhauerei an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau.
Von 1956 bis 1957 war er Redakteur des Deutschen Büchermarktes und dann von 1957 bis 1969 Redakteur und später auch Herausgeber der Streit-Zeit-Schrift.
1965 gründete er das Frankfurter Forum für Literatur, „um […] einer breiteren Schicht von Lesern Zugang [zur Literatur] zu ermöglichen.“ Im Zuge dessen wurde er in Frankfurt am Main eine prominente Erscheinung: „Horst Bingel kannte damals jeder, weil er in der Straßenbahn Gedichte vorlas.“ – Der Film Die Koffer des Felix Lumpach wurde nach Texten von Horst Bingel von dem Regisseur Gerd Winkler gedreht und am 13. Oktober 1966 in Berlin mit dem Hauptdarsteller Hanns Dieter Hüsch uraufgeführt.
Bingel gab mehrere Lyrik- und Prosaanthologien heraus. Er war an der Organisation und Veranstaltung zahlreicher internationaler Autorentreffen beteiligt und Mitglied des PEN-Zentrum Deutschland. Für den Verband deutscher Schriftsteller (VS) – heute in ver.di – leitete er 1974 in Frankfurt am Main den VS-Kongress Phantasie und Verantwortung und wurde im selben Jahr zum Bundesvorsitzenden gewählt. 1976 trat er nach heftigen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf Dieter Lattmann und Martin Gregor-Dellin ihre Vorstandsämter aufgaben, zurück. Außerdem war er von 1971 bis 1974 und nach der Aufgabe des Bundesvorsitzes von 1977 bis 1978 Vorsitzender des VS-Landesverbands Hessen.
Horst Bingel verfasste zumeist knappe, saloppe und überraschende Gedichte und Geschichten, die von Witz, Ironie, Pointe und Skurrilität und Vertracktheit geprägt sind. Themen waren die Stadt, die Liebe, die Natur, die Politik, die Gesellschaft und der Tod.
Seine lakonischen Ausführungen waren Kürzel mit der Aufgabe, gegen konventionelle Denkschemata zu rebellieren und das Lesepublikum damit zu desillusionieren.
- 1983: Bundesverdienstkreuz am Bande
- 1984: Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen für sein Lebenswerk
- 2001: Lyrikpreis der Weltbilder Kosmopolitania der Brücke in Saarbrücken