Das Frühmittelalter: Die Bildungsreform Karls des Großen
Die karolingische Renaissance beschreibt das kulturelle Aufblühen des Frankenreiches im 8. bis 9. Jahrhundert durch Karl dem Großen. Diese ist nicht zu verwechseln mit der Renaissance, die für die Wiederentdeckung der Antike gesorgt hat und somit das Mittelalter ablöste. In der Zeit der Merowinger waren die Wenigsten im Stande einfache Schriften zu lesen oder mathematische Zusammenhänge zu erkennen. Die Sprachkenntnisse der Priester waren so eingeschränkt, dass selbst Spätmittelalterliche Bücher nicht mehr verstanden werden konnten, weshalb es einer kulturellen Erneuerung bedurfte. Dieses Problem ist Karl, dem Großen, während seines Feldzuges in Italien im Jahre 774/775 bewusst geworden, in der er realisiert hat, was für eine große Bildungslücke im westlichen Europa vorhanden war. Daraufhin versammelte er eine bestimmte Anzahl an Gelehrten, wie z. B. den westgotischen Bischof und Dichter Theodulf von Orléans und den langobardischen Mönch und Geschichtsschreiber Paulus Diaconus, die in einer Hofschule unterrichten sollten, die das Zentrum der Bildung für Jahrzehnte repräsentieren solle. Um diesem Ideal gerecht zu werden, ist eine Bildungsreform erarbeitet worden, die in zwei Bereiche gegliedert wurde. Der erste Bereich heißt ,,Trivium‘‘ und beschreibt die sprachlich-logischen Fächer, wie z.B. die Grammatik, Logik und Rhetorik, während der zweite Bereich ,,Quadrivium‘‘ heißt und die mathematischen Fächer beschreibt, wie z.B. die Arithmetik, Geometrie, Musik und die Astronomie. Diese Reform stellte das Fundament für die grundlegende Bildung des Volkes dar. Trotz dieser großen Errungenschaft war die bedeutsamste Schaffung die Entstehung der karolingischen Minuskel. Diese beschreibt eine Schriftform, die es ermöglichte Worte richtig voneinander zu trennen, was das Lesen deutlich vereinfachte. Des Weiteren hat Alkuin, ein Gelehrter, diese hervorgebracht, da er der Auffassung war, dass das rechte Leben mit der rechten Sprache untrennbar sei. Die Besonderheit an dieser Buchstabenform ist, dass die Kleinbuchstaben, die wir heute nutzen, dort ihren Ursprung finden.
In dem Bild ist Karl, der Große, in einer Hofschule auf einem Thron zu sehen. Links neben ihm ist der Adel und rechts neben ihm ist Alkuin, ein Geistlicher seiner Zeit. Karl und der Adel zeigen auf Alkuin, während er auf den Adel zeigt. An dem Text im unteren Abschnitt des Bildes ,,Schola Palatii‘‘ erkennt man, dass es sich um eine Hochschule handelt.
Das Interessante an diesem ist, dass obwohl Karl, der Große, der König und Machthaber ist, Alkuin im Fokus von allen Anwesenden steht. Da Alkuin ein Gelehrter mit viel Wissen in seiner Zeit war, hat er Karl, den Großen, bezüglich seiner nächsten Schritte für die Bildungsreform beraten. Außerdem ist es wichtig zu verstehen, dass Alkuin zwar ein christlicher Geistlicher war, aber trotz dessen sich nicht von der Welt abgewendet hat. Im Gegenteil, er war in politischen als auch in christlich/theologischen Fragen stets im Mittelpunkt, was ihn besonders bedeutsam für die Staatenentwicklung gemacht hat. Karl hat dies erkannt und ihn als seinen Berater eingesetzt, um seine Fähigkeiten für eine generationsübergreifende Bildungsreform zu nutzen.
Aufgrund dessen verdeutlicht dieser Kupferstich die Wichtigkeit der Gelehrten, wenn es um die Bildungsentwicklung in einem Staat geht.
Text Said Aydinli