Die Hohe Landesschule als Tor zur Welt

Pfarr-, Kloster- und Domschulen

Pfarrschulen wurden bereits um das Jahr 800 an Pfarrhöfen eingerichtet. Das IV. Laterankonzil von 1215 beschloss, dass jeweils ein Lehrer von einer Pfarrkirche beauftragt wird ärmere Schüler unentgeltlich zu unterrichten. Dort wurden auch welche unterrichtet, die an einer geistlichen Laufbahn kein Interesse hatten. Die Hauptaufgabe der Pfarrschulen war Kleriker mit den Fähigkeiten Lesen und Schreiben hervorzubringen. Dies dauerte bis etwa zum 12. Jahrhundert an, da der Küster statt dem Pfarrer den Unterricht vollführte, daher der Begriff „Küsterschule“. Ein Jahrhundert später sollten auch wieder die Pfarrer unterrichten. Sie waren für die Fächer Religion, Lesen, Schreiben, Singen und ab dem 14. Jahrhundert auch Rechnen zuständig. Ohne Schulbücher mussten sich die Lehrenden auf ihr Gedächtnis verlassen. Um das Jahr 1540, also 23 Jahre nach Martin Luthers Reformation der Kirche, begann sich aus mancher katholischen Pfarrschule eine protestantische herauszubilden.

Klosterschulen unterscheiden sich ein wenig von den Pfarrschulen. Sie wurden bereits im 6. Jahrhunderte erbaut. Als ihr  Gründer gilt einer Legende nach Benedikt von Nursia, der Ordensgründer der Benediktiner. Das Ziel der Schulen, in denen Ordensleute lehrten war die Bildung von Ordenspriestern. Im Spätmittelalter öffneten sie ihre Türen auch für Laien. Zuerst gab es auf den britischen Inseln Unterricht, von wo er sich über die Missionarstätigkeit in Gallien, Spanien, germanischen Regionen und dem Fränkischen Reich verbreitete, wo die Schulen unter Karl dem Großen einen Aufschwung erlebten. Seit dem 12. Jahrhundert lehrten neben den Benediktinern in Klosterschulen auch Zisterzienser, Bettelorden, Dominikaner, Franziskaner und Kameliten, die begannen Schulen zu bauen. Die Unterrichtssprache war Latein in den sieben freien Künsten Grammatik, Rhetorik, Arithmetik, Dialektik, Geometrie, Astronomie und Musik, daneben die Sprachen Griechisch und Hebräisch.

Eine andere Art der mittelalterlichen Schule war die Domschule, auch Kathedralschule. Sie entstanden im 8. Jahrhundert als Schulen der römisch-katholischen Kirche an katholischen Bischofsitzen in Westeuropa, an denen Geistliche lehrten. Ab dem 11. Jahrhundert überholten sie die Klosterschulen, da dort mehr Jungen unterrichtet werden konnten, die nicht Kleriker werden wollten, deren Ausbildung jedoch immer noch das Hauptziel blieb. Die Lehrinhalte waren Singen, Lesen, Schreiben, Berechnen des Osterdatums, lateinische Grammatik und die sieben freien Künste. Im 12. Jahrhundert lehrten die ersten freien Lehrer bezahlt das Fach Philosophie, während in Italien die ersten Universitäten aus Domschulen wurden. Im Spätmittelalter wurden manche Schulen reformiert. Sie wurde protestantisch, staatlich oder Jesuitenschulen.

Die Bildquelle aus etwa dem Jahre 1305 zeigt den Schulmeister von Esslingen mit Schülern während des Unterrichts.

Das farbenfrohe Bild zeigt sechs Menschen, die alle dem männlichen Geschlecht angehören. Der links sitzende Mann im blauen Gewand ist größer als die anderen dargestellt und hält einen grünen länglichen Stock in der Hand, ebenso wie der rechts Sitzende in rot. Er ist größer als die übrigen vier im unteren Teil des Bildes. Unten links sitzen zwei sich zugewandte Herren, die größer als die links unten sitzenden sind. Anhand der Größenverhältnisse und dem Standort der Menschen kann man erkennen, wer wichtig

und wer weniger wichtig war. Der links sitzende Mann ist am größten dargestellt und daher auch der wichtigste. Es lässt sich daher leicht darauf schließen, dass es sich hierbei um den in der Bildunterschrift angedeuteten Schulmeister handelt. Vor ihm sind auf einem Ständer Blätter zu erkennen, was darauf hindeutet, dass er gerade am unterrichten ist. In seiner linken Hand hält er einen Stock während sein rechter Zeigefinder erhoben ist und er auf sein Blatt sieht. Es scheint als lehrt er gerade seinen Schüler, die sich ein Heft teilen, den Codex Manesse, die umfangreichste und berühmteste deutsche Liederhandschrift. Der zweitgrößte Mann scheint ein Lehrer beim Unterricht zu sein, der seine Schüler mit derselben Pose wie der Schulmeister ermahnt. Aufgrund des äußeren Erscheinungsbilds mit der Kleidung und seiner Frisur ist es wahrscheinlich, dass hier ein Mönch lehrt, was für das Mittelalter nicht ungewöhnlich war. Die beiden Schüler zu denen er hinunter schaut haben einen hinterlistigen und amüsierten Blick. Sie sehen auf zum Lehrer und verspotten ihn, was man sowohl an ihrem Blick, als auch an der Körperhaltung, besonders der Hände, erkennt. Im Mittelalter sollten in der Schule nicht nur Lessen, Schreiben und die freien Künste gelehrt werden, sondern die Kinder sollten auch vor allem Gehorsam, Fleiß, Ordnung und Sauberkeit lernen. Dies war meistens mit Prügel als Erziehungsmethode verbunden. Machte ein Schüler also etwas falsch oder störte, gab es gleich Prügel vom Lehrer für ihn.

Text Marina Mühlemann